Später Nachmittag mit dem estnischen Schauspieler Tõnis Niinemets - über das Leben als Mann, Sohn und Vater

Late afternoon with Estonian actor Tõnis Niinemets - on being a man, a son and a father

Wir haben Tõnis an einem späten Novembernachmittag eingeladen, um Fotos von seiner upgecycelten “The Kid” Up-Shirt Kollektion zu machen, die vor einiger Zeit für seine Grow-up-Comedy hergestellt worden war: 

Nachdem die Fotos gemacht waren und das Lachen in unserem Showroom verstummt war, setzten wir uns mit Tõnis zusammen, um über das Mann-, Sohn- und Vatersein zu sprechen.

Wir leben in einer Zeit, in der viel über Geschlechterrollen, sogar über das Fehlen von Geschlecht und die Neutralität gesprochen wird. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Mann in der heutigen Gesellschaft?

Ich bin recht liberal bei bestimmten Themen und dann wiederum eher konservativ bei anderen. Ich würde sagen, dass bezüglich der Rolle des Mannes neige ich zum Konservatismus. Man hat mir beigebracht, respektvoll zu sein, vor allem gegenüber Frauen. Ich finde es völlig normal, dass man als Mann der Frau die Türen öffnet und anderes tut, das heutzutage stereotypisch für Männer angesehen werden. Was die Geschlechtsneutralität angeht - mich persönlich betrifft das Thema nicht. Meine Kinder und Enkelkinder werden wahrscheinlich mehr daran denken und damit zu tun zu haben.


Wie definieren Sie das Wort "Männlichkeit"?

Es ist recht schwierig, es zu definieren, denn es wird oft angenommen, dass Männlichkeit etwas mit den physischen Parametern zu tun hat. Das Wort "männlich" scheint für mich sogar etwas ironisch, wie das Wort "Macho", das nach jemandem klingt, der sich bemüht, wie ein “richtiger Mann" auszusehen. Höflich und fürsorglich zu sein, für die Familie und Angehörigen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln - das sind für mich die männlichen Eigenschaften. Sicher ist, dass ich mich selbst nicht mit dem Wort "männlich" gleichsetze. Eher würde ich mich mit dem Wort traditionell (im guten Sinne) identifizieren.

Weinen Männer?

Männer weinen in der Tat, vielleicht einfach mehr innerlich als äußerlich. Ich hatte schon immer Probleme, die Tränen herauszubekommen. Am schwierigsten ist es für mich, genau dann zu lachen und zu weinen, wenn es nötig ist, obwohl ich aufgrund meines Schauspielerberufs darin überragend sein sollte. Ich nehme das Leben wohl ein bisschen zu leicht, aber ich mag es. Ich neige nicht dazu, mir zu viele Sorgen zu machen oder negativ zu denken.

Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Unweigerlich, als ich einen nahestehenden Menschen verloren habe. Manche Filme rühren mich auch zu Tränen. Zum Beispiel Denzel Washingtons "Man on Fire". Dieser Film hat die gleichen Gefühle hervorgerufen, die ich bei der Geburt meiner Tochter erlebt habe.

Oktober ist der “Mental Health” Monat. Wie kümmern Sie sich um Seele und Geist?

Ich versuche, mir nicht endlos über Sachen den Kopf zu zerbrechen.  Ich sehe keinen Grund, mir ständig Sorgen zu machen. Es sei denn, die Sorge ist berechtigt. Ich kümmere mich jeden Tag um meine Seele, indem ich spazieren gehe und unnötige Konflikte vermeide. Allerdings neige ich dazu, mich über tagespolitische Themen zu ärgern, über die ich mich tatsächlich sehr aufrege. 

Wie halten Sie sich fit?

Ich mag alle Arten von körperlicher Bewegung und Sport. Ich arbeite aber auch sehr gerne in meinem Landhaus. Sägen, Bäume fällen und Brennholz stapeln sind alles sehr beruhigende Tätigkeiten. Und Wäsche bügeln - das ist eine wirklich angenehme Tätigkeit! Ich kann stundenlang Wäsche bügeln.

Apropos Kleidung - kleiden Sie sich aus praktischen Gründen, aus Bequemlichkeit oder um sich auszudrücken?

Im Laufe der Jahre hat sich mein Kleidungsstil mehr und mehr nach praktischen Gesichtspunkten und Komfort gerichtet. Ich habe festgestellt, dass ich mich auch weniger an Farben begeistere als früher. Ich finde immer mehr graue, schwarze und dunkelblaue Klamotten in meinem Kleiderschrank. Es gibt natürlich Ausnahmen, zum Beispiel das rote Trikot meines Lieblingsfußballvereins AFC Ajax. Abgesehen von Bequemlichkeit muss das, was ich kaufe, auch immer von hoher Qualität sein. Und ich arbeite daran, emotionale Käufe auf ein Minimum zu reduzieren.

Und nun eine Runde Blitzfragen zum Thema Mode:

  • Lieblingskleidungsstück in Ihrem Kleiderschrank? - Hose
  • Ausgefallenstes Kleidungsstück? - Anzug
  • Schlafen Sie nackt oder im Pyjama? - Weder noch. Auf jeden Fall nicht nackt!
  • Online-Shop oder Ladengeschäft? - Ladengeschäft
  • Lieblingsdesigner aus Estland? - Reet Aus!!
  • Lieblingsdesigner aus dem Ausland? - [Lange Pause] Ich weiß es nicht. Ich versuche, von so vielen lokalen Designern wie möglich zu kaufen.
  • Jogginghose oder Jeans? - Jeans
  • Mit oder ohne Hut? - Mit Hut
  • Die schärfste Uniform? - Flugbegleiterin
  • Was musstest du als Kind tragen, wolltest es aber gar nicht? - Strumpfhose
  • Der bestgekleidete Mann Estlands (außer Ihnen)? - Henrik Kalmet

Der Vatertag steht vor der Tür. Wenn Sie an Ihren Vater denken, was sind die drei Dinge, die Ihnen als erstes einfallen?

Das Lachen - wir haben eine Menge Spaß mit Papa und wir haben einen gemeinsamen Sinn für Humor. Keiner von uns nimmt die Dinge zu ernst, und wir sind furchtbar ironisch bei allem (das irritiert meine Mutter und bringt uns zum Lachen).

Der Wald - Mein Vater hat seinen eigenen Wald, ich habe meinen. Da meine Eltern auf dem Land leben, in einem Haus mit einem Holzofen, ist es notwendig, ständig Brennholz zu machen und zu haben. Deshalb ist es für Papa und mich völlig normal, an einem freien Tag um 7 Uhr morgens aufzuwachen, in den Wald zu gehen, dort einige Wartungsarbeiten durchzuführen, herumzulaufen und das Brennholz nach Hause zu bringen.

 

Die Liebe zum Sport - Papa hat mir die Liebe zum Sport beigebracht, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Und mit welchen Worten würden Sie sich wünschen, dass Ihre Kinder Sie in 20 Jahren beschreiben?

Es wäre cool, wenn sie mich auch durch Sport und Lachen beschreiben würden. Ich habe auch das Gefühl, dass meine Generation und die jüngeren Menschen ein größeres Bewusstsein für die Natur, die Umwelt und unseren Planeten entwickeln. Die Frage ist, wie wir als Eltern sie am besten auf den Weg des Bewusstseins, des verantwortungsvollen Konsums und der Erhaltung der Natur führen können. Ich hoffe wirklich, dass mir das gelingen wird. 



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